Archiv der Kategorie: Tagebuch Santiago 2006

am 9. August geht es also los

Montag 11. September

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An alle, die es nicht direkt von mir erfahren haben:
Seit heute Abend 19 Uhr bin ich endlich wieder daheim.
Bin von Basel aus in nur vier Tagen heil und wohlbehalten angekommen und habe all die Anstrengungen und Unannehmlichkeiten der vergangenen Wochen glücklich überstanden, ja fast schon vergessen.
Besonders angenehm fand ich den Endspurt Basel – Essen. Hier knüpfe ich nochmals an meinen Gedanken von der Brieftaube an: Sie wird, je mehr sie sich dem häuslichen Schlag nähert, umso zielstrebiger. Ganz ähnlich erging es mir.
Meine Zwischenetappen waren von Basel aus Gamsheim nördlich Straßburg, Worms, Namedy bei Andernach und dann war es bei ununterbrochenem Rückenwind tatsächlich nur noch ein kleiner Hüpfer bis nach Hause.

Ein kleine Statistik zu dieser Tour:
Fünf Länder habe ich bereist.
Ich war 34 Tage unterwegs und habe 3136 km zurückgelegt. Wenn ich die beiden Pausentage abziehe, komme ich auf einen Tagesschnitt von 98 km, die ich im Mittel abgestrapmelt habe.
Weiterhin habe ich 24 912 Höhenmeter erklettert. das sind gerade mal 0,8 % auf die ganze Strecke gerechnet.Ich danke allen, die mich in irgendeiner Weise unterwegs begleitet haben, sei es als Email, SMS, Kommentar im Blog oder als Telefongespräch und mir in oft sensiblen Situationen Mut zu gesprochen haben.
Tatsächlich bin ich um eine Erfahrung reicher geworden, über die ich an anderer Stelle mit etwas mehr zeitlichem Abstand möglichst objetiv gerne berichten werde.

Donnerstag 7. September

Meine Reise neigt sich dem Ende zu. Von Lyon aus fuhren wir zunächst die Saône Fluss aufwärts und haben in Seurre übernachtet. Um den Einstieg zum „Canal du Rhône au Rhin“ zu finden, fuhren wir zunächst bis Dole. Das ging über ruhige Landstrassen auf denen wir in dieser Morgenfrühe ganz alleine zu sein glaubten. Kleine, liebliche Dörfer und Weiler wechselten sich ab bis wir Dole erreichten. Dort kauften wir uns eine Detailkarte und fanden so etwas besser den Weg dem Kanal entlang. Das ging nicht immer ohne Probleme, denn die Wegführung ist selten eindeutig beschrieben und durch Hinweise gekennnzeichnet. So werden wir öfters in die Irre geführt, sei es, das wir den Abzweig verpasst hatten, sei es, dass wir plötzlich vor einer „route barrée“ standen, sei es dass der Treidelpfad (chemin de halage) so unwegsam war, dass wir es vorzugen, die Landstrasse zu wählen. Je ein Tagesetappe waren die Städte Besancon und Mandeure bei Montbelieard. In Retzwiller hiess es entgültig Abschied nehmen; Dietmar folgte weiter dem Kanal in Richtung Mulhouse und will dann hinüber nach Deutschland wechseln, Um in ein paar Tagen wieder zu Hause zu sein. Ich dagegen mache einen kleinen Abstecher über Basel und besuche dort Nicolaj und Barbara, nicht zuletzt, um einen Ruhetag einzulegen.
Morgen geht meine Reise dann in die Endphase, denn ich möchte in vier oder fünf Tagen wieder daheim sein.

Samstag 2. September

Für alle diejenigen die noch etwas Neues über meine Reise erfahren wollen. Es ist doch noch eine ganz phantastische Reise geworden. Zusammen mit Dietmar bin ich nun wieder seit Monreal unterwegs, der Ort liegt auf dem Weg zum Somportpass, der mir sehr viel Mühe bereitet hat aber immerhin nicht so schwer war, wie ich dachte. Am Abend vor dem Aufstieg fanden wir eine Pilgerherberge in Santa Cilia. In Jaca beginnt am nächsten Morgen der Aufstieg zum Somport und in Sarrance, schon wieder in Frankreich, finden wir eine Bleibe ganz idyllisch in einem alten verlassenen Kloster. Über Pau, Tarbes, und St. Gaudens kamen wir bei Avignonet en Lauragais an den Canal du Midi, dem wir auf einer Strecke von 200 km entlang fuhren. Übrigens eine enzigartige Ingenieureistung des Wasserbaues und gleichzeitig eine sehr erholsame Radwegstrecke mit immer neuen schattigen Aussichten, wo Platanen zu beiden Ufern den Kanal wie einen Dom überwölben. Carcassonne, La cité médiévale ist eine Besichtigung wert. Béziers, Montpellier, Nîmes waren weitere bemerkenswerte Zwischenstopps. Nicht zu vergessen den kleinen Abstecher zum Pont du Gard. Das Rhônetal, diesen schönen Streifen Erde werde ich nochmals gesondert betrachten, wo der Côte du Rhône wächst. Im Augenblick bin ich bei Colette Crépet in Lyon, die ich im vergangenen Jahr in Rom kennen lernte, und die mich ganz herzlich fuer ein paar Stunden aufgenommen hat. 2/3 des Weges habe ich bereits hinter mir, die restlichen 1000 km ist nur noch ein Pappenstiel. Ehbien, jusqu’à la prochaine fois;

Freitag 18. August 2006

Ja Heiner, ich kann es selbst kaum glauben. Aber das geht alles so unheimlich schnell, weil die Chemie untereinander nicht stimmt. Ich werde niemals mehr in einer Gruppe fahren, wenn terminliche Zwaenge im Hintergrund stehen. Heute in Burgos, morgen?? Ich komme mir vor wie der letzte Hund am queu de la course.

Donnerstag, 17. August 2006

…..ich mache doch weiter
und will doch kurz berichten, damit der interessierte Leser auf dem Laufenden bleibt. Wir drei haben uns so geeinigt, dass wir im losen Verband weiterreisen. So bin ich meisstens alleine, nicht nur, weil ich der Langsamste bin und treffen uns in einer abgespochenen Herberge am Abend wieder.
Santiago haben wir schon lange hinter uns gelassen. Nach zwei Atem beraubenden Tagen ueber den Cebreiro 1335m, waere mir am Cruz de Ferro 1505m fast die Luft ausgegangen. Doch danach, wenn man es geschaft hat, ist alles wieder vergessen, selbst wenn es gestern den ganzen Tag bei der Bergbesteigung in Stroemen geregnet hat.
Heute ist es kuehl und wolkig, man wuerde nicht glauben, dass man in Spanien ist.
Hier in der Meseta (Sahagun) ist alles fast eben wie ein Handtuch. Morgen geht es auf Burgos zu.
Aber im Ganzen mutet dieses umgekehrte Fahren doch recht eigenartig an. Man kommt immer mit Menschen zusammen, die das alles noch vor sich haben.
Immerhin sind fast 20% der Wegstrecke zurueckgelegt.

Mittwoch, 16. August 2006

Aus bestimmten Gruenden gibt es hier eine Cäsur in meinem Bericht. Ich denke darüber nach, ob ich wegen einer etwas prekären Situation weiter schreiben soll.
Ich muss mich vielleicht dazu entschließen, alleine weiter zu fahren.
Dass ich alleine zurecht komme, bereitet mir dabei noch die geringsten Probleme. Viellmehr mache ich mir Gedanken um D.
Demnächst also doch mehr ueber diese sonderbare Pilgerreise.

Dienstag, 8. August 2006

Einen Tag vor unserem Abflug haben wir große Bedenken wegen der Waldbrände im Norden Portugals und in Galizien, gerade da, wo wir hindurch müssen. Wir werden deswegen unser Vorhaben aber nicht abbrechen. Notfalls kann man ja die Stellen umfahren, oder auch für bestimmte Strecken den Zug benutzen. Auch können wir Dietmar nicht alleine lassen, der inzwischen schon in Lissabon ist.

Dienstag, 1. August 2006

Meine Pilgerreisen in den vergangenen Jahren waren immer auf ein Ziel ausgerichtet, das es zu erreichen galt. In diesem Jahr 2006 führt meinen Weg nun in umgekehrter Richtung. Aber auch hier heißt es:

– Der Weg ist das Ziel –

Über http://rad-forum.de/ hatte ich bereits im Frühjahr 2006 zwei Begleiter gefunden

Unser Reiseweg:

Von Porto aus nehmen wir zunächst die Küstenstraße bis wir an die spanisch-portugiesische Grenze gelangen. Dann etwas Land einwärts folgen wir dem Rio Mino und erreichen Santiago de Compostela (wegen der 3. Compostela).

Wir werden nun dem Jakobsweg durch Nordspanien folgen jedoch in umgekehrter Richtung und am Somportpass die Pyrenäen überqueren. Durch Südfrankreich führt unser Weg südlich an Toulouse vorbei entlang dem “canal du midi” immer weiter nach Osten bis Nîmes, die Rhône Fluss aufwärs und nach Lyon, wo wir dann weiter der Saône folgen. Wenn wir schließlich Epinal erreicht haben sind wir an der Mosel. Und von da aus ist es ja nur noch ein Katzensprung nach Hause. Auf dem Weg in Richtung Heimat sind Nancy, Metz, Trier, Koblenz, Köln die markanten Stationen entlang der Mosel und dem Rhein.

Etwa 3000 km werden es schon sein und ca. 15 – 20-tausend Höhenmeter sind zu bezwingen. Wie lange man dafür braucht? Na, schau’n wir mal.
Ein wenig komme ich mir vor, wie eine Brieftaube, die, je weiter man sie in die Ferne schickt, umso zielbewusster nach Hause eilt.

Dieses Mal führt die Hauptrichtung von Westen nach Osten und mein eigener Schatten liegt deshalb meist hinter (weil ja hauptsächlich am Vormittag gefahren wird).

Ich bin gespannt, wie sich unsere Dreiergruppe bewährt.

Freitag, 28. Juli 2006

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Am Mittwoch, 9. August 2006 wird es losgehen …

Horst und ich (Gernot van der Meulen) fliegen mit Air Berlin von Dortmund nach Porto. Dort werden wir um 16 Uhr (Ortszeit) Dietmar treffen, der nach Lissabon vorausgeflogen ist und uns irgendwie mit dem Flugzeug, der Bahn, dem Bus oder per Rad entgegen kommt. Zu dritt radeln wir dann gemeinsam von Porto aus über Santiago de Compostela wieder heim.

Wenn ich unterwegs einen Internetzugang finde, will ich versuchen, in der Art eines Tagebuches meine Erlebnisse und Eindrücke aufzuschreiben.

Wer Lust hat, kann mich hier auf meiner Tour virtuell begleiten und mir eine Nachricht zukommen lassen.