Donnerstag 01.07.04
von Patay nach Amboise
– Fahrzeit 8,00 h – Wegstrecke 123km – Summe 598 km – Temperatur 12-24°C
Am Morgen frühstücken wir gemeinsam. Auf die Frage, ob ich gut geschlafen habe antworte ich, ja ausgezeichnet und bekomme gleich eine recht plausible Erklärung. Ich habe die Nacht ja auch im Paradies verbracht, so heißt nämlich die Straße hier. Um sieben sitze ich bereits wieder auf meinem Sattel, zunächst bis Meung sur Loire, dann nach Beaugency. Hier beginnt der bisher schönste Teil meiner Reise. Ich fahre auf kleinen Nebenstraßen links der Loire durch nette Orte vorbei an Feldern Wiesen und Wäldern. Diesen bisher angenehmsten Teil meiner Fahrt, mein Schatz, würde ich gerne einmal mit dir zusammen unternehmen, um mit dir von Ort zu Ort ziehen, natürlich mit dem Rad. Hier ist es angenehm und erholsam, weil alles eben ist bei schönem Wetter und wenig Verkehr. Aber dazu brauchst du erst mal ein neues Rad. Und ich verspreche dir, bald wenn ich wieder zurück bin, werden wir für dich ein Neues besorgen.
Mein nächstes Ziel ist das Chateau Chambord, aber vorher durchquere ich einen herrlichen Wald, ein Naturschutzgebiet (un Domaine Nationale de France) Ursprünglich ein Jagdschloss des Königs Francois I., 1516 -1556 erbaut, eine fantastische Schlossanlage. Eine lange Menschenschlange steht vor dem Eingang zur Besichtigung. Ich fahre jedoch nur einmal um die Schlossanlage herum und sehe mir das Bauwerk nur von außen an. Für eine Besuch bleibt nicht genug Zeit, denn ich muss weiter in Richtung Blois.
Man fährt wieder durch eine parkähnliche Waldlandschaft aus der weitläufigen Domaine heraus und erreicht nach einer knappen Stunde die Loire.
Ich bin nun in Blois angekommen. Hier mache ich Mittagspause. In einem Geschäft lasse ich mir erneut Kopien von meinem Pilgerlogo machen, die mir ausgegangen sind, weil ich sie immer wieder an interessierte Leute verteile. Später schiebe ich hinauf zum Schloss und besichtige die Anlage. Beim Office de Tourisme erfahre ich, dass man auf der Route de Vin, jetzt rechts der Loire, angenehm radeln kann. Da liegen die schmucken Winzerdörfer wie auf einer Perlenkette hintereinander aufgereiht, eines schöner und idyllischer als das andere, nur dass kaum ein Mensch auf den Straßen zu sehen ist. Unterwegs begleitet mich ein holländisches Ehepaar, wir kommen ins Gespäch, wobei ich erfahre, dass ihre Freundin morgen an Krebs operiert werden soll, und ich soll ein wenig an sie denken, dass alles gut geht. So ein Jakobspilger wie ich hat vielleicht einen guten Draht nach oben, meinen sie. Ich versprach es ihnen und ich habe das Versprechen auch gehalten, hoffendlich war die Operation erfolgreich. Schon ist der Tag fast wieder vorbei. Allmählich muss ich mich um eine Schlafgelegenheit kümmern und erreiche endlich nach einer langen Wegstrecke Amboise.
Da gibt es gleich am Weg einen Fahrradhändler, dem ich meine Sorgen, – das Geräusch am Hinterrad, – zu erklären versuche. Keine Sorge, beruhigt er mich, ganz bestimmt schleifen irgendwo nur die Packtaschen und richtig, nachdem ich sie für eine Probefahrt abgenommen habe höre ich nichts mehr.
Auf der Loireinsel finde ich einen sauberen Camping Municipal. Während ich mein Zelt aufbaue, drohen dunkle Wolken. Nachher löst sich jedoch alles in Wohlgefallen auf und ich kann nach Dusche, Wäsche waschen und Abendessen beruhigt einschlafen.