meine Wege während der letzten Tage
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Weil meine eigentliche Radtour nun zu Ende ist, will ich mich mit dem Berichten der folgenden Tage etwas kürzer fassen, und nur noch einzelne interessante Ereignisse beschreiben, weshalb ich die fünf kommenden Tage auch nur auf eine Seite bringe. Allerdings werde ich an den beiden letzten Tagen wieder Einzelseiten für jeden Tag schreiben, weil es wieder etwas mehr „action“ gibt.
27. Tag – Freitag 19. August – Lido di Ostia
Tagesstrecke 24 km – Gesamtstrecke 2216 km
Mal sehen wie ich den heutigen Tag totschlage. Ich liege ein paar Kilometer weiter südlich am Strand, lasse mich von der Sonne bescheinen, habe mir vorsorglich was zu Essen, zu Trinken, zu Lesen und zu Schreiben mitgenommen, damit es nicht zu langweilig für mich wird. Ich bin kein großer Sonnenanbeter und außerdem werde ich allmählich ungeduldig; es wird Zeit, dass ich wieder nach Hause komme, das Nichtstun geht mir „auf den Geist“
28. Tag – Samstag 20. August – Lido di Ostia
Tagesstrecke 42 km – Gesamtstrecke 2259 km
Am Strand zu liegen, finde ich langweilig, da mache ich lieber einen kleinen Ausflug mit dem Rad und kann mir dabei unterwegs etwas anschauen. So bin ich mal wieder in Ostia Antica. Das Städtchen hat eine mittelalterliche Citadelle, eine Burg, eine Kirche, ein paar blumengeschmückte Gassen. An einem Brunnen reinigt ein Bewohner gerade seine Dorade, gekauft nicht selbst gefangen.
Ich bin wieder mal bei dem Gemüsehändler angekommen, wir unterhalten uns auf englisch, wobei ich vom ihm und erfahre, dass er Araber ist. So probiere ich es auf Arabisch: من اين انت و ما اسمك (min aina anta, ua ma ismuka? woher kommst du und wie heißt du?) Ich bin begeistert, denn er versteht mich und antwortet mir:
انا من مسر واسمي يوسوف
(ana min misr, ismi Jusef, ich bin aus Ägypten und heiße Jusef). Bei ihm kaufe ich wieder ein Kilo Trauben. Sonst nichts, fragt er mich noch und gibt mir vielleicht aus Freude über das kleine Gespräch noch zwei Bananen dazu.
Ich möchte gerne die Ausgrabungen besichtigen, aber an der Kasse bekomme ich kein Gratisbillet, weil mir noch fünf Monate zu meinem 65. Geburtstag fehlen. Ich werde es später noch einmal probieren. Während meiner heutigen Spazierfahrt finde ich unterwegs einen ruhigeren Campingplatz bei Acilia. Der Verkehrslärm auf meinem „Inselplatz ebbt selbst in der Nacht nicht ab. Später erst weiß ich warum, denn entlang der Straße gibt es noch einen weiteren recht regen „Verkehr“. Daher also diese nächtliche Aktivität. Ich werde Morgen auf den ruhigeren Platz an der Peripherie von Rom umziehen.
29. Tag – Sonntag 21. August – Lido di Ostia – Acilia
Tagesstrecke 38 km – Gesamtstrecke 2297 km
Um halb sechs bin ich aufgestanden und nach einer Stunde schon bereit zur Abfahrt, allerdings fahre ich heute ohne Frühstück los. Ich muss mir beim Bäcker ein frisches Brot holen. Als hätte ich es geahnt, das frühe Aufstehen hat sich gelohnt, denn bald nach dem Kaffeetrinken beginnt es zu regnen. Erst nieselt es nur, aber dann fängt es richtig an zu schütten, dass ich mich zeitweise unterstelle. Das ist heute der dritte Regentag auf meiner Tour, da habe ich bisher doch wirklich Glück gehabt. Auf einer schmalen Allee, die schräg auf die Via Cristoforo Colombo, die „Rennstrecke“ zuläuft bin ich auf dem Weg Richtung Rom, und erreiche den neuen Platz nach einer guten Stunde.
Es regnet immer noch, auch die Pinie unter der ich gerade mein Zelt aufbauen will bietet nur geringen Schutz. Da sehe ich wie ein paar Leute gegenüber aus dem Wohnwagen mich zu sich herüberwinken, und mich fragen ob ich mich nicht bei ihnen unters Vorzelt ihres Wohnwagens ein wenig unterstellen wolle. Dankbar nehme ich an und bekomme auch noch einen Stuhl angeboten. Colette und Enrico, der Cousin Paolo, die jungen Leute Valentina, Laura, Angelica et Marco, so stellen sie sich mir alle vor, ich muss mir die Namen gut merken. Während ich mich noch meiner nassen Sachen entledige reichen sie mir schon einen Kaffee und Stück Brot. Später bitten sie mich auch noch, zum Mittagessen zu bleiben und ich nehme nach einigem Zögern nochmals dankbar an. Colette ist Französin, das macht die Konversation mit ihr und auch mit ihrem Mann Enrico etwas flüssiger.
Un petit mot en français dédié à mes chers amis franco-italiens, à Colette, Enrico, Paolo, et les jeunes gens Valentina, Angelica, Laura et Marco. Un grand merci à vous tous, qui m’ont invité sous l’abri de leur caravanne pendant cette grande chute de pluie. Je vous garderai tous en bonne mémoire.
Es wird schon fast vier, als der Regen endlich nachlässt, und ich mich verabschiede, um endlich gegenüber von ihnen mein Zelt aufzustellen. Den ganzen Abend noch denke ich an die Freundlichkeit dieser Menschen. Ich bin hier übrigens in einem alten Pinienwald mit hohen lichten Bäumen und obwohl noch 15 km weit vom Vatikan entfernt, kann man von einer Stelle des Platzes aus recht gut die Kuppel des Petersdomes erkennen. An diesem Abend muss ich von meinen letzten Vorräten Leben, denn der Laden hat sonntags schon ab 14 Uhr geschlossen.
30. Tag – Montag 22. August – Acilia
Tagesstrecke 20 km – Gesamtstrecke 2317 km
Die ganze Nacht über hat es geregnet geblitzt und gedonnert, und außerdem war es mit dem Motorradlärm auf der nahen Via Ostiense, der „Rennstrecke“ immer noch nicht „das gelbe vom Ei“. Wenn der Regen am Nachmittag etwas nachlässt, werde ich kurzerhand meinen Platz um ein paar hundert Meter verlegen. Auf der Fahrt zum Supermarkt gerate ich erneut in einen Sturzregen. Dazu ist das Thermometer plötzlich auf 13°C gefallen, dass ich schell einen Schutz suche, um wenigstens im Trockenen zu stehen. Unter dem Vordach des Kaufhauses strömt aus dem Gitterrost der Klimaanlage angenehm warme Luft heraus. Da kann ich mich wärmen und werde auch bald wider trocken. Noch auf dem Rückweg vom Einkaufen ist die Straße ist in weiten Bereichen überschwemmt. Aber dann dampft der Asphalt schon wieder und bald scheint die Sonne in schönstem Glanz, als sei nichts geschehen. Nach der Rückkehr auf den Zeltplatz bin ich mit meinem Zelt dann an eine ruhigere Stelle umgezogen und nachher noch ein wenig in Richtung Tiber übers Land gefahren, wo noch gar nichts vom nahen Gr0ßstadttrubel zu spüren ist.
31. Tag – Dienstag 23. August – Acilia
Tagesstrecke 8 km – Gesamtstrecke 2325 km
Die Italiener und ihre Kinder gehen zwar sehr spät ins Bett, aber dafür ist den ganzen morgen über Ruhe auf dem Platz, abgesehen von ein paar bellenden Hunden. Meine Vorräte gehen wirklich allmählich zur Neige, Suppen, Kaffee, Seife, Zahncreme sind fast aufgebraucht, Sonnenmilch und Deo habe ich schon lange nicht mehr. Für die wenigen restlichen Tage kann es auch ohne gehen denke ich mir. Heute hier am letzten Tag frühstücke ich mal in aller Ruhe: Ein leckeres, frisches Weißbrot vom Bäcker, – dafür bin ich nun schon zum 2. Mal 14 km gefahren, – außerdem gibt es Cappuccino, Butter, Marmelade, Ei und Yoghurt. Die Sonne scheint inzwischen schon wieder so warm, dass das ich ein paar Bahnen im Schwimmbad wagen kann.
Am Nachmittag fahre ich doch noch einmal zum Supermarkt und kaufe statt einer Flasche Wein zum Abendessen ein Flasche Prosecco, die ich am Abend zum Abschied gemeinsam mit meinen franco-italienischen Freunden trinken will. Aber erst nach dem Essen, schlage ich ihnen vor, weil ich mich nicht schon wieder aufdrängen will. Als ich gegessen habe, komme ich wie vereinbart um 20 Uhr zu ihnen und sie bitten mich dennoch Platz zu nehmen, um den Abend beim gemeinsamen Essen mit ihnen zu verbringen.