13. Tag

Donnerstag 08.07.04
von Taudinat nach Le Barp
– Fahrzeit 5,57h – Wegstrecke 82km – Summe 1090km – Temperatur 14 – 20°C

Eigentlich wäre ich gerne um halb acht abgefahren, doch ein Wolkenbruch hindert mich daran. Allerdings wechselt das Wetter, wie bereits erwähnt in Windeseile. Nach einer halben Stunde bei strahlendem Sonnenschein dampft es bereits wieder auf dem nassen Asphalt. Zunächst fahre ich auf kleinen Wirtschaftswegen durch die Weinfelder nach Castelneau, und Saint Raphael. Zwischendurch ein Notstopp, weil schon wieder ein Regenguss droht. Ich stelle mich unter das Vordach am Eingang eines Bauernhauses, läute aber vorsorglich an, weil ich doch erst die Erlaubnis einholen will. Eine ältere Frau öffnet und als sie von meinem Anliegen erfährt, bittet sie mich spontan, doch herein zu kommen, um mit ihr einen Kaffee zu trinken, den sie extra für mich frisch zubereitet. Beim Erzählen vergeht die Zeit und auch der Regen ist vorbei. Weiter durch eine ebene, waldreiche, menschenleere Gegend, hin und wieder vorbei an einem einsamen Gehöft, offmals ganz bescheidene menschliche Behausungen, immer weiter auf einer menschenleeren Straße. Die führt vorbei an einer kleinen gedrungenen Kirche mit einer eigenartigen, offenen Vorhalle vor dem Eingang.

die Kirche mit großem Portikus

die Kirche mit großem Portikus

ein Brunnen südlich von Saint Raphael

ein Brunnen bei Saint Raphael

Das hat eine ganz einfache Erklärung. In der Bretagne nennt man sie „cacatoire“, was soviel wie Quasselraum bedeutet. Da erzählt man sich nach dem sonntäglichen Gottesdienst, vom Regen geschützt, die letzten Neuigkeiten. Vielleicht diente diese Halle aber auch müden Pilgern als Zufluchtsstätte. Später in Saint Médard muss ich mich mehr westlich in Richtung Flughafen halten, damit ich nicht in die Innenstadt von Bordeaux gelange. Der Weg ist sehr mühselig zu finden, weil es kaum Hinweise gibt. Immer wieder beginnt es zu regnen, einmal kann ich mich gerade noch in den Eingang eine Gärtnerei retten. Ein wenig weiter mache ich einen Fund, eine Tasche, wie sie Radfahrer um den Bauch binden, liegt nass und verdreckt auf meinem Weg. Erst eine Zeit später halte ich an und steige ab, gehe zurück und hebe die Tasche auf. Beim Öffnen finde ich ein gefülltes Portemonnaie, Personalausweis, Scheck- und Visakarte und ein Handy. Was mach ich jetzt damit? Also frage ich mich durch, noch immer bei strömenden Regen, bis zu nächsten Gendarmerie, gebe das Fundstück ab und muss mir nun erneut meinen Weg zurück suchen. Endlich komme ich nach Gradignan, einem Vorort von Bordeaux, der mir von meiner Planung her schon recht geläufig ist. Hier ist nämlich eine wichtige Pilgerstation die Preuré de Caillac, eine wirklich schöne Anlage aus alter Zeit, die offensichtlich seit einiger Zeit in mühevoller Kleinarbeit restauriert und als Pilgerherberge wieder hergerichtet wird.

La Prieuré de Gradignant (Priorei)

La Prieuré de Gradignant (Priorei)

der authentische Pilgerweg aus alter Zeit

der authentische Pilgerweg aus alter Zeit

Heute jedoch kein Bedarf für mich. Ich folge auch nicht dem wohlgemeinten Rat aus dem Internet statt der großen Straße lieber einen kleinen Waldweg zu wählen, denn ich fürchte, dass der unaufhörliche Regen ihn in einen Schlammpfad verwandelt hat. Da wäre ich heute mit den schmalen Reifen meines Trekkingradades hoffungslos versumpft. Also geht es weiter auf der belebten Nationalstraße N10. Ich begegne fünft Spaniern aus Lugo, die mit dem Rad gerade ihre Pilgertour begonnen haben, auch sie haben mit dem Regen zu kämpfen. Im Schutze eines abribus (Bushaltestelle) koche ich mein Süppchen, das wärmt ein wenig auf bei all der Nässe. Aber schließlich hat auch dieser Tag mal ein Ende, denn das Ziel ist recht nah.

das Wappen von Le Barb rechts oben die Pilgerembleme

das Wappen von Le Barb rechts oben die Pilgerembleme

In Le Barb gibt es eine kleine Pilgerherberge, wie ich aus meinem Guide de Pèlerin erfahre, der aber maximal nur für 2 Personen eingerichtet ist. Also nichts für noch fünf weitere Spanier, die ich an einem Regenunterstand gerade wieder eingeholt habe. Sie fahren weiter während ich mich bei der Mairie erkundige. Da erhalte ich bereitwillig auch den Schlüssel zu einer schicken kleinen Übernachtungsmöglichkeit ausgestattet mit warmer Dusche, Kochgelegenheit, Heizung und zwei Betten darin, ganz für mich allein. Welch eine Wohltat nach solch einem Regentag. Von den Kartoffeln, die einer meiner Vorgänger übrig gelassen hat, werde ich mir ein Bratkartoffelgericht bereiten. Im nahen Laden besorge ich mir Speck und zaubere mir eine köstliche Mahlzeit. Also heute ist nur noch spülen, aufräumen, und Bericht schreiben angesagt und dann geht’s ab in die Falle. Dennoch kann ich ganz erfeut meinem heutigen Bericht hinzufügen, dass ich nun die Hälfte meiner Wegstrecke hinter mich gebracht habe, das bedeutet, ich werde wahrscheinlich am 21. Juli ankommen.

Reiseweg
zum 14. Tag

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