18. Tag

Samstag – 26.07.2003

von Irun über Bayonne und Saint Jean Pied de Port nach Cambo les Bains
mit Bus, Rad, Zug, Auto, Unfallwagen, Taxi

….bis ich um sieben am Morgen in Irun an der spanisch – französischen Grenze angekomme. Die Fahrer waren nicht zimperlich in den zahlosen Kurven über Stock und Stein und der Bus war alles andere als ein moderne Reisegefährt, so dass ich kräftig durch geschüttelt ankomme. Einig haben die elf stündige Tour gar nicht gut überstanden. Mein Rad ist schnell wieder auf den Beinen und bepackt. Ich verabschiede mich ein letztes Mal von Barbara und Resi und wünsche ihnen weiter eine gute Heimfahrt. Nach einigen Kilometern erreiche ich in Frankreich Hendaye die erste Bahnstation. Von hier geht es zunächst mit dem Zug nach Bayonne und nach kurzem Aufenthalt weiter nach Saint Jean Pied e Port, wo ich ja mein Auto abgestellt habe. Während ich noch im Bahnhof von Bayonne auf den Anschlusszug warte, begegne ich zwei Italienern, Marcello und Francesco, die schnell herausfinden, dass ich von Santiago komme und mich neugierig ausfragen, wie es mir ergangen ist. Da ich noch ganz euphorisch in Gedanken mit meiner Pilgerfahrt beschäftigt bin, berichte ihnen bereitwillig, was ich gesehen und erlebt habe, besonders interessiert sind sie zu erfahren, wie das Unterkommen in den Herbergen war und wie ich meinen Rückweg bewerkstelligt habe. Im Zug gesellt sich noch ein driter Italiener, Riccardo aus Prato hinzuzu Auch er möchte gerne alles wissenswerte für einen Fußpilger erfahren. Nach bestem Wissen gebe ich ihm gerne Auskunft, soweit ein Radfahrer das überhaupt kann. Das macht die Bahnfahrt äußerst kurzweilig und wie im Flug ist die Stunde im Bummelzug hinauf nach Saint Jean P. d. P. vergangen. Ich verabschieden mich herzlich und wünschen den dreien einen bon camino und jeder geht seiner Wege. Vom Bahnhof bis zu meinem Auto ist es vielleicht noch 1 km. Mein Auto steht noch da, zwar staubüberdeckt, alles ist OK er startet sogar einwandfrei. Also befreie ich das Rad vom Gepäck, baue es auseinander, und verfrachte es auf den Rücksitz. Weil ich noch Zeit habe und auch nicht gleich losfahren möchte gehe ich nochmals durch den Ort und treffe die drei Italiener wieder. Ich will mir im Office des Pèlerins noch einen letzten Stempel für mein Credencial holen, weil es aber in der Mittagspause noch geschlossen ist schlage ich vor, die Zeit zu einem gemeinsamen Essen nutzen, denn ich kenne ein peiswertes Pilgerlokal. Nach meiner Rückmeldung in dem Pilgerbüro, mache ich mich endgültig auf den Weg.

15.00 Uhr Abfahrt, Tanken in Arneguy Spanien
15.30 Unfall: In einer lang gestreckten links – rechts Kurve verliere ich die Gewalt über Fahrzeug, komme von der Fahrbahn ab und pralle trotz Vollbremsung gegen einen Baum.

Bis auf eine kleine Schramme rechts an der Schulter durch den Sicherheitsgurt verursacht, ist mir nichts passiert, doch meine Auto, es sieht ganz nach einem Totalschaden aus. Der Baum steht vorne links vor der Windschutzscheibe. Ich packe schnell noch meine sieben Sachen und verlasse eilig das Fahrzeug. Eine Autofahrerin, die von der Böschung her Rauch aufsteigen sieht, dreht um und kommt zu mir zurück, um ihre Hilfe anzubieten. Schnell sind Polizei, Notdienst ein Abschleppdienst verständigt. Doch die Zeit erscheint endlos, bis alle eintreffen. Zwischenzeitlich bin ich gegenüber in der Schreinerei, kann mich in den Schatten setzen und bekomme etwas Wasser zu trinken. Die Gendarmerie ist eingetroffen, sie nehmen den Hergang auf und machen einen Alkoholtest. Sicherheitshalber empfehlen sie mir, das Krankenhaus in Bayonne aufzusuchen. Dort ist Hochbetrieb in der Ambulanz, ich werde nach langem Warten schließlich untersucht und gegen 21 Uhr wieder entlassen. Ein vom Krankenhaus bestelltes Taxi bringt mich gegen halb zehn zum Abschleppdienst Casse Errobi nach Itxassou. Der vom Taxifahrer ist so nett und ruft den Eigentümer an. der kommt auch prompt, und öffnet mir das Tor. Ich hole mein Rad aus dem Auto, baue es mit seiner Unterstützung wieder zusammen und mache mein Gepäck fest. Als ich aufs Rad steigen will, schleift das Schutzblech, weil ich es falsch angeschraubt habe und außerdem brennt kein Licht. Also schiebe ich zu Fuß weiter. Es ist inzwischen es schon ziemlich dunkel. Vielleicht 2 km muss ich bis zum Ortseingang von Cambo les Bains les Bain schieben. Dort finde ich links einen Campingplatz, die Rezeption wird bereits geschlossen. Aber ich komme gerade noch rechtzeitig, muss für zwei Tage im Voraus zahlen und bekomme einen Platz zugewiesen. Mit einer ausgeliehenen Taschenlampe baue ich mein Zelt auf und richte mich so gut es geht häuslich ein. Meine Nachbarn sind wegen der späten Ankunft auf mich aufmerksam geworden und bieten, nachdem ich ihnen meine Notlage erklärt habe ihre Hilfe an. Zum Abendessen habe ich ja gar nichts dabei und zu kaufen gibt es zu so später Stunde auch nichts mehr. Ich bekomme von ihnen eine Dose Paté und ein Stück Baguette, Wasser habe ich ja noch. So bin ich ganz froh, wenigstens etwas im Magen zu haben. Vorsorglich mache ich mich noch ans Waschen meiner schmutzigen Wäsche, man weiß ja nie, wann ich noch einmal die Gelegenheit dazu haben werde. Und dann beginnt es zu regnen.

Eigentlich habe ich doch recht viel Glück gehabt. Trotz meiner Misere bin ich noch ganz gut dabei weggekommen. Gewiss war Santiago heute ganz nahe bei mir. Während die ersten Regentropfen schon in mein Zelt eindringen übermannt mich die Müdigkeit und noch in allerlei Gedanken versunken falle ich in einen tiefen Schlaf.

zum 19. Tag

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