1. Tag

Sonntag 24. Juli 05
Essen – Düsseldorf – Köln – Bad Godesberg
Fahrzeit 8,5h – Tages-km 129 – Gesamt-km 129 – Temperatur 13-26°C – erkletterte Höhenmeter 280 m

Wer nicht losfährt, kommt nie ans Ziel. Mit dem Gedanken habe ich mich in aller Frühe um 7 Uhr auf den Weg gemacht, nachdem ich mich von meiner Frau Lutgard und Sohn Sascha verabschiedet hatte. Im ersten Augenblick ist es mir dann immer etwas eigenartig zu Mute, weil ich loslassen muss, die häusliche Geborgenheit quasi preisgebe und sie gegen eine ungewisse Freiheit eintausche.

Da fällt mir das alte Pilgerlied wieder ein, summe zunächst ein bisschen die Melodie vor mich hin, erinnere ich mich an den Text und fange an zu singen, erst leise dann immer lauter werdend, weil ich weit und breit niemanden störe.

Ich fahr‘, dahin, wann es muss sein …….

Abschied von Daheim

Abschied von Daheim

So fahre ich zunächst auch sehr bedächtig und vorsichtig und gar nicht eilig den steilen Berg zur Ruhr hinunter, und weiß recht gut, dass alles, was ich jetzt anfange, mit Bedacht und Überlegung getan werden muss. Ich bin mal wieder ganz auf mich alleine gestellt, muss selbst entscheiden, wo es lang geht, was ich zu tun und zu lassen habe. Essen, Trinken, Schlafen, Wäsche waschen, Haushalten mit den eigenen Kräften, all das, damit ich eine lange Zeit der intensiven körperlichen Anspannung auch gut überstehen kann. Mein Thermometer zeigt 13°C, recht frisch also in Shorts auf dem Rad; aber ich tröste mich, die Bewegung wird mich bald aufwärmen und die Sonne tut ihr Übriges. Ein schöner Tag zum Starten, denke ich mir, während ich entlang des Baldeneysees einigen frühen Joggern begegne

Bald schon verlasse ich das Ruhrtal und muss hinauf über einen Höhenrücken. Eine erste Herausforderung mit etlichen „Aufs und Abs“ dass ich leicht ins Schwitzen gerate. Aber sobald ich Düsseldorf und das Rheinufer erreiche ist alles schon wieder vergessen, denn heute und morgen wird es keinerlei Steigungen mehr geben. Unterwegs überlege ich mir so allerlei; wo werde ich am Mittag Brotzeit machen? Wieweit werde ich heute kommen? Wo werde ich am Abend zum ersten Mal mein Zelt aufstellen? Hoffentlich verliere ich nichts Wichtiges unterwegs, immer wieder lässt man schon mal etwas liegen, was man nachher ganz dringend braucht. Manchmal fange ich an zu rechnen, vorbei am Benrather Schloss habe ich schon 50 km hinter mir; das sind bei einer Gesamtstrecke von 2000 km ja bereits 2,5% meiner gesamten Fahrt bis Rom, also nur noch 40 mal soviel, ermutige ich mich selbst.

Rheinufer bei Monheim

Rheinufer bei Monheim

lurens der Dom von Kölle ...

lurens der Dom von Kölle …

Immer in der Nähe des Rheins am rechten Ufer entlang komme ich nach Monheim und überquere den Strom über die Autobahnbrücke bei Leverkusen, was mir ortskundige Radler empfehlen. Das Nachfragen nach dem günstigsten Weg ist immer gut, so erspare ich mir oftmals große Umwege und all zu verkehrsreiche Straßen. Zwar muß ich in einem großen Bogen das Gelände der Fordwerke Köln umfahren, gelange dafür aber recht bald auf einem schattigen Rheinufer-Radweg in die Stadtmitte von Köln, wo ich gegen 13 Uhr ankomme, gerade rechtzeitig für eine ausgedehnte Mittagspause

Groß Sankt Martin

Groß Sankt Martin

An der Rheinpromenade

An der Rheinpromenade

Nahe der Anlegestelle der Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrt unter der Deutzer Brücke lege ich also eine Rast ein, denn hier ist auch der vereinbarte Treffpunkt um 14:15 Uhr mit Natascha meiner Tochter und dem Enkel Jakob, die zu Beginn meiner Reise Lebewohl sagen wollen. Bis dahin bleibt noch viel Zeit zu einer ausgiebigen Brotzeit, packe mein Mitgebrachtes aus und verzehre es genüsslich. Später beim Treffen, ein Eis, ein Sträußchen ans Rad ein Erinnerungsfoto, zum Abschied; dann aber geht’s gegen 15 Uhr weiter.

den Drachenfels in Sichtweite; meine erste Nacht im Zelt

den Drachenfels in Sichtweite; meine erste Nacht im Zelt

r Drachenfels nicht weit davon meine erste Nacht

Ein dickes Wärmegewitter zieht herauf, dass ich für mich und mein Gepäck zunächst einen schützenden Unterstand suche. Weil aber der Regen nicht enden will fahre ich weiter. Gar nicht mal missmutig, denn so ein Guss von oben ist bei dieser Hitze ja auch etwas Erfrischendes. Am späten Nachmittag komme ich noch bis Mehlem, das liegt südlich von Bad Godesberg, wo ich ganz nahe am Rheinufer auf einem Campingplatz mein Zelt aufschlage. Immernoch fast die ganze Nacht hindurch prasseln dicke Regentropfen von den hohen alten Buchen auf mein Zeltdach. Die Nacht vergeht nicht ganz ohne Schlafstörungen, weil ich jedesmal vom Geräusch vorbeifahrender Züge zu beiden Seiten des Rheines und auch von den stromauf stampfenden Rheinschleppern immer wieder geweckt werde, bis mir schließlich Ohropax einfällt, dass ich ja in meinem Gepäck habe und von da an ist endlich Ruhe.

mein Reiseweg
zum 2.Tag

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