17. Tag

Montag 12.07.04
von Puente la Reina nach Los Arcos
– Fahrzeit 3,2h – Wegstrecke 42km – Summe 1445km – Temperatur 15 – 20°C

Diese Nacht habe ich in einer gut eingerichteten Herberge in einem Vierbettzimmer verbracht. Es ist sauber und ordentlich, und gehört zur Iglesia del Crucifijo. Heute will ich etwas kürzer treten, denn die gestrige Anstrengung hat sich in der Nacht deutlich mit Krämpfen in den Schienbeinen bemerkbar gemacht, ich bin eben nicht mehr der Jüngste. In solchen Fällen, das kenne ich schon, bringt ein Handtuchwickel mit kaltem Wasser schnelle Abhilfe. Die vorgesehene Kurzstrecke von etwa 40 km bis Los Arcos kommt mir deshalb auch sehr gelegen. Ich werde sehr viel Zeit zum Verweilen und zum Betrachten haben wo immer ich Lust dazu verspüre.

am Morgen, die ersten machen sich auf den Weg

am Morgen, die ersten machen sich auf den Weg

da sind sie noch einmal

da sind sie noch einmal

 Rückblick durch die Calle Major

Rückblick durch die Calle Major

Nach dem Frühstück, das Rad ist schon bepackt, radle ich ganz gemütlich durch das noch schlafende Puente La Reina, Vor einem Tabakladen kehrt der Inhaber gerade seinen Straßenbereich. Bei diesem Mann hatte ich doch gestern Abend für 7, 50 Euro eine Telefonkarte erstanden und weil ich mangels ausreichender Sprachkenntnisse nicht gleich verstand, wie das funktioniert, hatte er es mir geduldig erklärt. Mit der Anmeldung geht das so, versuchte er es nun schon zum dritten Mal, bis ich es endlich verstand. Also erst eine 4-stellige Anmeldenummer, dann eine 1 oder 2 für spanisch oder englisch, dann einen 16-stelliger Code und schließlich die Teilnehmernummer eingeben. Sehr, sehr umständlich aber äußerst preiswert und es hat mit dieser einen Karte immer funktioniert. (Ich denke, dass ich mich mit dieser Karte bei einem Provider eingewählt habe, der besonders preiswert ist.) Nun sehe ich eben diesen Mann wieder, grüße ihn freundlich und kann ihm bestätigen, dass es mit dem Telefonieren gleich beim ersten Versuch ohne weiteres geklappt hat. Die teurere Handyverbindung benutze ich nun künftig nur noch für die SMS und steht natürlich immer für den Notfall bereit. Durch die enge, schnurgerade Calle Major geht es vorbei an der Iglesia de Santiago, vorbei am Marktplatz und der Iglesia de San Piedro unmittelbar auf die schöne, alte Steinbrücke zu, die der Stadt ihren Namen gegeben hat.

das Torhaus der Brücke

das Torhaus der Brücke

Foto: die Königinnen - Brücke Puente la Reina (Brücke der Königin).

Foto: die Königinnen – Brücke Puente la Reina (Brücke der Königin).

Seit fast tausend Jahren führt das Bauwerk nun schon über den Fluss Arga und überspannt in fünf kühnen Bögen, die zur Flussmitte hin immer größer werden. Als Brückenbauer stehe ich bewundernd vor diesem architektonisch äußerst harmonischen Bauwerk, das so viele Zeiten gesehen und überdauert hat. Ob eine der von mir konstruierten Brücken jemals so alt werden wird? Noch ein paar Aufnahmen, dann verlasse ich den Ort über diese berühmte Brücke. Hier sind endlich alle vier Pilgerwege aus dem „Osten“ vereinigt, und von jetzt ab heißt der Weg nur noch „camino frances“ (fränkischer Weg.

Nun dachte ich, aus der letzten Tour etwas gelernt zu haben und will nicht den oberen beschwerlichen Weg sondern auf der unteren, bequemeren Gran Carretera weiterfahren. Meine Pläne werden jedoch abrupt wegen einer Großbaustelle gleich am Ortsausgang zu Nichte gemacht. Die Straße wird derzeit auf etlichen Kilometern neu gebaut, ich muss zwangsläufig doch den steilen Weg über den Berg wie im vorigen Jahr nehmen. In Estella habe ich mir einen neuen Radständer gekauft, der mir vor ein paar Tagen gebrochen war. Den Spezialisten in diesem Geschäft ließ ich gleichzeitig einmal meine Gangschaltung nachsehen. Die Wartezeit nutze ich gerne für einen Rundgang durch Estella; die auch den Beinamen „la bella“ (die Schöne) trägt.

eine wilde Artischocke am Wegesrand

eine wilde Artischocke am Wegesrand

Estella, la bella, am Rio Ega

Estella, la bella, am Rio Ega

Nun folgen immer wieder Begebenheiten, die sich wiederholen, weil ich sie ganz ähnlich bereits im vorigen Jahr erlebt habe. Nur ist die Perspektive, weil der Weg schon bekannt ist, doch etwas anders ist.

Das Monasterio de Irache zählt dazu mit der Bodega und der Fuente del Vino, die Kirche ist zwar wieder geschlossen, dafür sprudelt die Weinquelle noch genauso wie damals. An der Quelle komme ich ins Gespräch mit zwei Norwegern, natürlich reden wir über unsere Erlebnisse auf dem camino.

der Autor an der Weinquelle

der Autor an der Weinquelle

Wenig später in Los Arcos treffe ich auf Herrmann, und seine Frau, die belgischen Herbergseltern vom Vorjahr, Sie haben sich dermaßen in das Städtchen integriert, dass sie hier sogar ihren Urlaub verbringen. Die Herbergen des camino sind oft einem bestimmten Land zugeordnet. Mitglieder der Jakobusgesellschaften kommen freiwillig und unentgeltlich und betreuen für einige Wochen die Herberge Los Arcos ist eine alte Stadt, mit historischem Kern und besitzt eine schöne, reich geschmückte Kirche, der ganze Stolz der kleinen Gemeinde. Am Abend gehe ich da in die Messefeier mit anschließendem Pilgersegen. Jeder Pilger erhält zur Erinnerung nach dem Segen ein Jakobusbildchen mit einem Gebet in seiner Landessprache. So, die Wäsche ist frisch gewaschen, trocken und wieder ordentlich verstaut. Während ich draußen noch im Hof sitze und bei einem Glas vino tinto ….. nach dem andern meine Tagesnotizen mache, treffe ich auf Eewoudt einen Holländer aus Utrecht. Ich lade ihn ein, ein Glas aus meiner „gran reserva“ mit mir zu trinken. Er erinnert mich daran, dass wir uns bereits kurz in Saint Jean Pied de Port begegnet sind, uns dann aber aus den Augen verloren haben. Bald stellt sich heraus wir haben so in etwa ganz ähnliche Ansichten was die Religion, die Kultur, die Natur betrifft, die uns gleichermaßen gemeinsam auf dem camino faszinieren. Vielleicht könnten wir ein Stück gemeinsam weiterfahren denke ich bei mir. Jedenfalls freue ich mich schon auf morgen und bin gespannt wie es weitergeht.

Reiseweg
zum 18.Tag

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